World Press Photo Exhibition 2019
Wenn Fotografen den Menschen die Welt zeigen
World Press Photo Exhibition 2019 - Was man wissen muss
Die World Press Photo Foundation wurde 1955 in den Niederlanden gegründet und ist unabhängig und gemeinnützig. Es geht dabei nicht nur um den Wettbewerb und die Preisverleihung, sie unterstützen auch junge Fotografinnen und Fotografen aus aller Welt. Zu sehen sind in der aktuellen Wanderausstellung 150 Fotos aus den verschiedenen Kategorien wie „Portraits“ oder „Nature“ oder „Mensch“ sowie „Sport News“ und „General News“. Nur professionelle Pressefotografinnen und Fotografen dürfen Fotos am Ende des jeweiligen Jahres einreichen. Sie sollen nicht bearbeitet und können nur in einer Kategorie gestellt sein. Das wird mit einer bestimmten Technik sogar überprüft. In diesem Jahr wurden 78.801 Fotos eingereicht. 42 Fotografinnen und Fotografen aus 25 Ländern wurden ausgewählt für die Ausstellung. Auch 2 Deutsche sind darunter. Eine 17köpfige Jury hat alles beurteilt. Es gibt 8 Kategorien.
Die Ausstellung wird weltweit von über einer Million Besucherinnen und Besuchern gesehen werden. Es gibt Einzelpreise für das beste Foto und auch Preise für die beste Fotoserie. Weltweit ist dieser Wettbewerb einzigartig und der Preis ist sozusagen der Oscar der Pressefotografie.
Die Ausstellung geht noch bis zum 16. Juni im Kulturort Depot in Kooperation mit DEW21 in Dortmund. Nähere Informationen findet man unter www.depotdortmund.de
World Press Photo Exhibiton 2019 – Das hat uns beeindruckt
Das Foto „Crying Girl on the Border“ wurde das Weltpressefoto des Jahres 2019. Es ist ein Symbolfoto zur Politik Trumps geworden, weil er dafür gesorgt hat, dass ca. 2400 geflüchtete Kinder an der mexikanischen Grenze von ihren Eltern getrennt wurden. Der Fotograf hat eher zufällig dieses Foto gemacht. Die Mutter auf dem Foto hatte das Kind auf dem Arm gehabt und weil sie festgenommen wurde, musste sie das Kind absetzen. Es weinte. Dieses Foto wurde später sogar als Titelseite des TIME-Magazins gezeigt – abgeändert, da das Kind nun vor Trump stand. Trump musste aufgrund des großen Drucks die Anordnung wieder zurück nehmen. Später kam heraus, dass genau dieses Kind gar nicht von seiner Mutter getrennt worden war. Nun gab es wieder Schlagzeilen um das Foto. Viele behaupteten, es seien Fake News usw. So sieht man, dass ein Pressefoto auch sehr umstritten sein kann. Am Ende ist es aber doch ein Symbolfoto für die amerikanische Grenzpolitik und hat den Preis „Weltpressefoto 2019“ verdient.
Hier sieht man ein Foto von Mário Cruz – ein Junge, der erschöpft nach dem Müllsammeln auf einer Matratze liegt und schläft, mitten in einem Fluss, der biologisch für tot erklärt wurde – er besteht kaum noch aus Wasser, nur noch aus Müll.
Hier sieht man ein Foto aus einer Story „Crying for freedom“ von Forough Alaei. Es zeigt Frauen als Fußballfans im Iran. Nur eine kurze Zeit war es ihnen erlaubt – getrennt von den Männern – auf der Tribüne Platz zu nehmen. Doch auf einem Foto in der Serie sind nur Männer und irgendwie stolpert man bei diesem Foto über einen männlichen Fußballfan. Wir erfahren, dieser Fan ist eine Frau. Obwohl es Frauen in diesem Land nämlich zu dieser Zeit wieder verboten ist, ein Spiel zu besuchen, hat sich die Frau drei Stunden lang verkleidet, um wie ein Mann auszusehen. Nur, um bei einem Fußballspiel dabei zu sein.
World Press Photo Exhibition 2019 – Aus der Sicht eines Betroffenen
Es geht um einen Jungen, 15, aus unserer Stufe und er ist aus Syrien geflohen, seit 3,5 Jahren in Deutschland. Ursprünglich ist er Palästinenser. Den Namen wollen wir nicht nennen. Wir haben ihn gefragt, ob er mit uns über die Ausstellung sprechen möchte und er hat zugesagt.
Elif: Wenn du die Bilder in der Ausstellung siehst, hast du dich an bestimmte Situationen von damals erinnert?
U: Ja. Das Bild von dem Bombenattentat in Afghanistan. So etwas habe ich in Syrien erlebt. Mehrmals. Das war schlimm.
Lilly: Sind die Bilder hier in der Ausstellung realitätsnah?
U: Ja. Leider.
Elif: Wir haben uns gefragt, wie es für Betroffene ist, wenn sie fotografiert werden – mitten im Krieg. Deshalb die Frage: Was hättest du gedacht, wenn man ein Foto von dir macht, wenn du gerade um dein Leben kämpfst?
U: Ich würde gar nicht gucken, ob mich einer fotografiert. In so einem Moment denke ich an etwas ganz anderes - ob ich weiter leben kann oder jetzt sterbe.
Lilly: Findest du es ok – es geht hier teilweise um Fotos aus dem Krieg und jetzt bekommt ein Fotograf einen Preis dafür, dass er ein gutes Foto gemacht hat?
U: Sie sind in Gefahr dafür. Sie wollen den anderen etwas zeigen. Viele z.B. in Deutschland wissen nicht, was in anderen Ländern passiert. Deshalb sollte es so sein.
Ausdrücklich möchten wir unserem Mitschüler danken, dass er mit uns darüber gesprochen hat, wie er die Ausstellung sieht und was sie für ihn bedeutet.
Lilly, Elif – 10 – Kurs „Setz dich in Szene!“
World Press Photo Exhibition 2019 – Fazit
Wir haben die Ausstellung mit einer Gruppe aus der 9. und 10. Jahrgangsstufe besucht. Die Altersempfehlung ab 14 Jahren ist richtig. Zusätzlich haben wir eine Führung unter der Leitung von Jan Schmitz mitgemacht. Das ist zu empfehlen, um Hintergründe zur Politik und Informationen zu den Fotografinnen und Fotografen zu bekommen. Die Erklärungen wurden gut verständlich vorgetragen. Man konnte zwischendurch und hinterher Fragen stellen, die auch angemessen beantwortet wurden. Interessant ist auch besonders das zusätzliche Arbeitsheft für Schülerinnen und Schüler und ein Rahmenprogramm wie Filme und Vorträge etc. Die World Press Photo Ausstellung hilft einem, die Pressefotografie besser zu verstehen und die Geschichten dahinter zu sehen. Die Fotos bringen die Betrachter persönlich zum Nachdenken. Wir finden gut, dass bei der World Press Photo Ausstellung die besten Fotografinnen und Fotografen geehrt und belohnt werden. Man sieht verschiedene Facetten aus der ganzen Welt. Außerdem bekommt man einen Eindruck, wie ein Pressefoto die Nachrichten repräsentiert und wie die Aussagen eines Bildes durch seine Gestaltung beeinflusst werden und was Pressefreiheit für die Fotografie bedeutet. Wir haben auch gelernt, dass Pressefotograf/in ein interessanter, aufregender aber auch sehr gefährlicher Beruf sein kann. Im letzten Jahr sind offiziell ca. 80 Journalistinnen und Journalisten während oder wegen ihrer Arbeit getötet worden – auch viele verletzt. Emma zu der Ausstellung: „Ich finde die Ausstellung sehr wichtig. Fotografinnen und Fotografen machen eine wichtige Arbeit. Ein Fotograf erzählt etwas. Er soll für diese Arbeit auch belohnt werden. Wir sind hier und sehen uns diese Bilder an. Wir reden miteinander, wir informieren unsere Eltern, wir reden mit Freunden darüber und vielleicht bewirkt das etwas.“ Nisa ergänzt: „Wenn etwas einen Preis bekommt, dann wird es bekannter und mehr Menschen interessieren sich dafür. Es haben ja nicht nur Kriegsbilder gewonnen. Wenn ein Bild einen Preis bekommt, dann wollen die Menschen mehr darüber wissen und recherchieren und bekommen so mehr Informationen zu dem Thema.“
Solch eine Ausstellung finden wir sehr wichtig. Wir sitzen hier in Deutschland und wir hören immer nur von etwas. Wir haben aber nie Bilder vor Augen. Wir können das nicht wirklich nachempfinden und verbinden damit nichts. Sobald man jetzt hier in diese Ausstellung geht und diese unterschiedlichen Bilder sieht, kann man eher verstehen, wie es den Menschen geht, wie die Lage in den Ländern ist. Vielleicht machen sich dann auch mehr Menschen Gedanken darüber und beschließen, sich für etwas zu engagieren. Das wünschen wir uns.
Marie, Loubna – 9a Johann-Gutenberg-Realschule
Schülerinnen und Schüler der Johann-Gutenberg-Realschule diskutieren über die Ausstellung und ihre Wirkung.
Fragen und Organisation im Kurs "Setz dich in Szene!" der Jgst. 10 sowie mit einer Schüler/innengruppe aus der Klasse 9a entwickelt.
Fotos: Tom - 9a, Leon und Torben - Kurs "Setz dich in Szene!" - Jgst. 10
Ansprechpartnerin: Claudia Werner