Wissenschaft im Klassenraum
Petrischalen, Reagenzgläser, Taschen voller Kosmetika und sogar ein 3D-Drucker. Die Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse des Kurses Sozialwissenschaften an der JGR staunten nicht schlecht, als sie einem besonderen Gast halfen, die Wissenschaft in den Klassenraum zu tragen.
Die Wissenschaft zu Gast im Unterricht – Das Wissenschaftsjahr 2016/2017 und die auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung eingerichtete Forschungsbörse machen es möglich. Über 750 Forscher haben sich zur Verfügung gestellt, ihr Wissen und ihre Arbeit ehrenamtlich in Schulen hineinzutragen. Dieses Angebot nutzten diese Woche auch die jungen Sozialwissenschaftler der 7. Klasse der Johann-Gutenberg-Realschule. Zu den vielen Fragen rund um das Problem "Plastik im Meer" brachte die Suche auf den Seiten der Forscherbörse einige vielversprechende Treffer. Für einen Besuch im Unterricht konnte schnell die renommierte Mikrobiologin Frau Dr. Jutta Wirth gewonnen werden. Nach kurzer Korrespondenz war ein Termin gefunden. Gerne nahm die Forscherin den weiten Weg aus den Niederlanden von der Universität Wageringen auf sich, um den Wissbegierigen über ihre Spurensuche nach Nanopartikeln und deren Bekämpfung zu berichten.
Wer sich innerlich auf einen langweiligen Vortrag eingestellt hatte, wurde unversehens eines besseren belehrt. Für die jungen Forscher hatte sich Frau Wirth einige Experimente ausgedacht, das notwendige Material aus ihrem Labor zusammengepackt und sogar Anleitungen und Arbeitsblätter vorbereitet. Auf dem Programm stand die ph-Wert-Bestimmung von Zahnpasta, Hautcremes und Shampoos. Mit Lupen wurde das Kleingedruckte auf den Verpackungen entschlüsselt und die Notwendigkeit oder Unmöglichkeit von bis zu 34 Inhaltsstoffen diskutiert. Die jungen Forscher konnten erleichtert nach ein paar schockierenden Bildern von tränenden Kaninchenaugen und Ekzemen aufatmen, als Frau Wirth ihnen neue Testmethoden demonstrierte, die langfristig Tierversuche größtenteils ersetzen können. Während Lea und Lisa die Wissenschaftlerin mit vorbereiteten Fragen nach ihrem Werdegang, ihrer Motivation, dem Forscheralltag und auch gefährlichen Situationen in ihrer Biografie löcherten, ratterte im Hintergrund der 3D-Drucker. Gespannt beobachteten die 24 Kinder wie schichtweise vor ihren Augen ein Wachtelei aus einem biologisch abbaubarem Polymer entstand. Die Geschichte des Eis ist eine spezielle. Ausgestattet mit einer Minikamera soll es dabei helfen, das Brutverhalten der Schopfwachtel auf Neuseeland zu beobachten. Diese Neuansiedlung ersetzt die seit mehr als 150 Jahren unerklärlich ausgestorbene Koreke. Wird ihr das gleiche Schicksal ereilen?
An dieser Stelle schloss sich der Kreis zum Ausgangsproblem der Vermüllung der Meere und der Gefährdung aller Lebensräume durch kleinste Plastikpartikel.
Neben vielen Einsichten in aktuelle Forschungsprojekte, den langen Weg zur Lösung des Plastikproblems haben die 24 Kids in mehr als drei Stunden, die sich Frau Dr. Wirth Zeit genommen hatte, auch ein bisschen Niederländisch gelernt. Was zukünftig auf ihre Haut kommt, werden sie sicherlich zweimal prüfen und als Plastikdetektive unnötige Verpackungen zuhause und in der Schule aufspüren. Der direkte Austausch mit einer Wissenschaftlerin hat neugierig gemacht für aktuelle Inhalte und Herangehensweisen der Wissenschaft und vielleicht auch Berufsperspektiven aufgezeigt, der Forscherbörse sei Dank.
Text und Bilder: Michael Schubert