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Die Energie von morgen
Interview mit Peter Flosbach (Technischer Geschäftsführer bei DEW21) im Rahmen des Schultickers bei den Ruhr Nachrichten in Kooperation mit der DEW21
Peter Flosbach ist ein 49-Jähriger Familienvater von drei Kindern. Er ist gespannt. Gespannt auf die Fragen der Schülerinnen und Schüler der Johann-Gutenberg-Realschule. Er freut sich – so sagt er selbst – immer auch auf Vorschläge und Ideen. Mit vielen Fragen und Projektideen im Gepäck haben sich Charlotte Sonnabend, Edis Muratovic, Emre Eliyazici, Cora Kirchhoff und Darius Varnhagen aus der Jahrgangsstufe 10 auf den Weg zur DEW21 gemacht.
Auf die Frage „Was sind Ihre Aufgaben als Technischer Geschäftsführer?“ antwortet Peter Flosbach: „Wir sprechen hier über die Dortmunder Energie und Wasser. Es geht um die Stadt Dortmund, zum Teil aber auch um das Umland. Meine konkrete Aufgabe ist es, 365 Tage im Jahr sicherzustellen, dass wir immer Strom haben, das Licht brennt, jederzeit Wasser da ist und wir ausreichend Gas haben, um Gebäude zu heizen. Über das ganze Jahr sollen alle Kunden, angefangen von den Privathaushalten bis hin zu den Industriegebieten unsere Energie zur Verfügung gestellt bekommen.“
Wie war sein Weg zu diesem Beruf? Hier muss er zurück in seine Schulzeit gehen.
Er ist aufgewachsen im Bergischen Land in Wipperfürth (zwischen Köln, Gummersbach und Lüdenscheid). In der 5. Klasse hat er das erste Mal etwas über Energie gehört und bemerkt, dass er wissen will, was dahinter steckt. Er besucht im Laufe der Schulzeit die Betriebsstätte RWE, interessiert sich immer mehr für Mathe, Physik und Chemie und entscheidet sich dann, Maschinenbau in Dortmund zu studieren.
Auf die Frage, was für ihn an seinem Beruf besonders wichtig ist, antwortet Peter Flosbach: „Wir müssen in die Zukunft blicken und uns fragen, wie wir unseren Beitrag leisten können, um künftig umweltfreundlicher mit weniger CO2-Ausstoß, aber auch immer bezahlbar, die Energiewende erfolgreich zu meistern.“
Und wie sieht es mit der Energieversorgung in einer Stadt wie Dortmund in der Zukunft aus? Jetzt kommt Peter Flosbach ins Schwärmen über seine Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Forschungsinstitut. Spannende Ergebnisse sind dabei herausgekommen: In seinen Schilderungen geht es um ein intelligentes Haus, das zum Energiesparen beitragen sollte. Leider hat man da die Rechnung ohne die Bewohner gemacht, die 1 Jahr das Haus zum Test bewohnen sollten. Was kommt heraus? Es wird statt Energie zu sparen 70 % mehr Energie verbraucht. Warum? Weil sich die Verhaltensweisen der 4 köpfigen Familie nicht verändert haben: Die typischen Fehler schleichen sich ein und die Heizkostenrechnung steigt in die Höhe: Hochdrehen der Thermostate bei gleichzeitigem Lüften und so weiter. Nicht nur die Technik, auch die Menschen müssen also dazulernen.
Wenn Sie es dürften, welchen Beruf würden Sie gerne noch einmal erlernen und warum?
Herr Flosbach: „Ich bin hobbyseitiger Segelflieger und habe damals mit 14 Jahren angefangen. Bei der Berufsauswahl gab es bei mir zwei Themen. Entweder wollte ich Ingenieur werden oder Meteorologe, um das Wetter besser zu verstehen. Ich betreibe immer noch Segelflug und es gibt Tage, an denen es gelingt, praktisch mit Sonnenenergie zu fliegen. Jetzt nach ungefähr 22 Berufsjahren stelle ich fest, dass eigentlich der Einfluss des Wetters auf unser Geschäft z.B. durch die Windenergie und Photovoltaik immer mehr Einfluss auf unser Energiegeschäft gewinnt. Daher wäre es eine super Ergänzung, jetzt noch Meteorologie zu studieren, um auch im Hobby einiges besser zu verstehen.“
Und wie sieht die Energieversorgung und -nutzung in einer Stadt wie Dortmund in der Zukunft aus?
Er ist der Meinung, dass man in 25 Jahren nur noch halb so viel Wärme benötigen wird wie heute, da Gebäude besser energetisch saniert werden, also die Isolierungen und Fenster besser werden.
Er glaubt auch, dass es zukünftig weniger Ölheizungen und bessere Stromnetze geben wird. Strom wird immer mehr in kleinen Kraftwerken erzeugt werden an immer mehr Orten, neue Berufe werden so entstehen – vielleicht der des Energiemanagers der vielen kleinen Stromerzeugungsanlagen. Peter Flosbach berichtet auch stolz über innovative Ideen wie z.B. die intelligente Beleuchtung des Phoenix-Sees.
Die Schülerinnen und Schüler stellen die Ergebnisse aus ihrem Unterricht vor. Interessant findet der Technische Geschäftsführer der DEW21 Ideen eines Schulprojektes der Johann-Gutenberg-Realschule, bei dem verschiedene Kurse und Klassen Flyer zu Berufen aus der Elektronikbranche gestaltet haben. Hierzu wurden von den Schülerinnen und Schülern Slogans verfasst, Fotos erstellt, Texte eingearbeitet und ein Layout entwickelt. Knallige Flyer sind entstanden, die sofort ins Auge fallen. Auch spannend findet Peter Flosbach Projektideen der Schülerinnen und Schüler, bei denen Dortmunder Bürger direkt aktiv bei der Energiegewinnung für ihre Stadt mitmachen dürfen. Mehr soll aber nicht verraten werden, denn Peter Flosbach erläutert, dass es genau zu solchen Projektideen bald einen Wettbewerb geben wird. Auf einmal wird aus dem Interview eine lebhafte Diskussion über die Ideen zur Energie von morgen.
Peter Flosbach erklärt, dass Ideenmanagement für ihn ein zentrales Thema in seinem Beruf ist. Er greift dabei als Technischer Geschäftsführer auf ein bewährtes Team zurück und ist auch interessiert an den frischen Ideen der Jugendlichen - nicht nur den Kunden von morgen, sondern vielleicht auch den Kollegen von übermorgen. Peter Flosbach ergänzt noch, dass es leider viel zu wenige Mädchen gibt, die in seiner Branche Berufe ergreifen. Mintklassen (Schwerpunktklassen zu mathematisch, naturwissenschaftlichen Fächern) und MINTU (Projekte der Universität für Mädchen zu Studienfächern im mathematisch, naturwissenschaftlichen Bereich) sind tolle Einstiegschancen, aber vielleicht kann ja auch der Wettbewerb etwas bewirken.
Die Schülerinnen und Schüler lernen bei dem Interview einen Technischen Geschäftsführer kennen, der auf Augenhöhe mit ihnen über die Energie von morgen spricht, ein ehrliches Interesse an den Vorstellungen und Ideen der Jugendlichen zeigt. Vielen Dank für das Interview!
Auf dem Foto sieht man die Schülerinnen und Schüler mit Peter Flosbach im Gespräch beim Präsentieren ihrer Projektergebnisse zum Thema "Flyer für Berufe in der Elektronikbranche".
Charlotte Sonnabend, Cora Kirchhoff, Emre Eliyazici, Darius Varnhagen, Edis Muratovic - Jgst. 10
Ansprechpartnerin: Frau Werner