Schule mal ganz anders

09.12.2018

Die zweite Vorlesenacht

Am 07.12.2018 ist es endlich wieder soweit. 38 Kinder der 5. und 6. Klassen können die Schule mal wieder anders erleben.
Sie möchten die Nacht zum Tag machen. Das Thema der 2. Vorlesenacht lautet „Schokoträume“. Eng, kuschelig und warm haben sich die Kinder im leer geräumten Konferenzraum eingerichtet. Die Isomatten, Luftmatratzen und Schlafsäcke liegen kreuz und quer. Aber irgendwie funktioniert es, dass niemand die Füße des Anderen im Gesicht hat.

Um 18.30 Uhr geht’s los. Vorleser Herr Schubert macht sich mit den Kindern auf in die Welt der Schokolade. Wohin ist Tante Emma so Hals über Kopf abgereist? Und wie soll es in Emmas Schokoladen ohne Nachschub weitergehen? Schnell ist klar, dass es auf den Plantagen des Herrn Otilo ziemlich ausbeuterisch zugeht und die Arbeiter den Preis für billige Schokolade zahlen. Die Botschaft des Autors Stephan Sigg, FairTrade auszubrobieren, wird nachfolgend durch einen kurzen Filmbeitrag noch anschaulicher. Den meisten ist nicht bekannt, welchen langen Weg die Kakaobohne bis zur süßen Schokolade nimmt. Natürlich wird FairTrade-Schokolade genascht und sie bekommt von den Kindern gute Noten.

Das Magenknurren ist aber schon so laut, dass der Mitternachtssnack, den die Wichtel Natalia, Jenny und Marvin aus der 9. Klasse vorbereitet haben, vorgezogen werden muss. Es gibt leckere Vollkornbrote, Obst und Gemüse mit Dip. Schulleiter Herr Schürrle lässt es sich nicht nehmen, pünktlich zum Snack vorbeizuschauen :).
Der nächste Programmpunkt sind eigene Geschichten. Die Kinder haben eine halbe Stunde Zeit sich ein Märchen, einen Witz, ein Gedicht oder ein Lied auszudenken, in denen die Wörter Prinz & Prinzessin, Schokolade, Geheimnis und Brunnen vorkommen. Der Preis für die beste Geschichte und den besten Vortrag ist es, einmal an den Schokobrunnen gehen zu dürfen.

Hier in Beispiel: Es war einmal ein Prinz. Er hieß Elias Wimmelham. Er war in eine Prinzessin namens Charlotte verliebt. Doch die war in einem Brunnen eingesperrt, der von einem Zauberer mit einem Bann belegt war, so dass sie nicht mehr herauskommen konnte. Das Geheimnis war, dass man Schokolade in den Brunnen werfen musste, um sie zu befreien. Zufällig kam der Prinz des Weges, setzte sich an den Brunnen, um auszuruhen und etwas von seiner Schokolade zu naschen. Doch er stolperte über einen Stein und die Schokolade fiel in den Brunnen. Die Wände erzitterten und eine magische Leiter rollte sich in die Tiefe ab. Der Prinz staunte nicht schlecht, als aus dem Dunkel eine liebreizende Prinzessin hinaufstieg. Als er sie sah, wusste er sofort, dass er den Rest seines Lebens mit ihr verbringen wird. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Um 1 Uhr kam Frau Ansorge auf die geniale Idee, doch noch etwas zu singen. Es stellt sich heraus, dass viele Kinder auch im Chor sind und so kommen alle fast ohne Noten aus. Es erschallen weit nach der Geisterstunde weihnachtliche Klänge aus dem PZ. Vielleicht ist doch etwas dran, dass die Kinder überall Gesichter im nächtlichen Dunkel meinen zu sehen. Der herrlich klingende, dreistimmige Kanon „Theo spann den Wagen an“ hat sie bestimmt angelockt.
So langsam werden doch ein paar Kinder schläfrig und machen es sich in ihren Schlafsäcken gemütlich. Leise Schnarchgeräusche lassen vermuten, dass nicht alle das Ende des Hörspiel „Frau Wolle und der Duft der Schokolade“, gelesen von der Autorin Jutta Richter, mitbekommen.
Während gegen vier Uhr aus dem Konferenzraum ein Schlafsaal geworden ist, nutzen noch gut 16 Kinder die Schulstraße für eine Runde Reise nach Jerusalem. Anschließend wird Mensch ärgere dich nicht in der Cafeteria gespielt. Die Augen werden immer schwerer. Der Blick geht immer wieder zur Uhr. Acht Kinder wollen unbedingt die Nacht durchmachen. Hat es mit der Schokolade zu tun, die ja bekanntlich Koffein enthält oder es der Zucker? Irgendwie ist es auf einmal 6.30Uhr. Zeit zum Aufstehen, denn um 7Uhr stehen die Eltern vor der Tür und holen ihre Lieben ab.
Mit dem Morgengrauen enden die Schoko-Träume. Um 7.30Uhr löschen Frau Ansorge und Herr Schubert die letzten Lichter in der Schule.

Nachtrag: Jenny ist die Gewinnerin des Wettbewerbs, wie viele Schokokugeln sich in der Schüssel befinden. Sie liegt mit ihrer Schätzung 623 am nächsten an der richtigen Lösung 611. Die Schokokugeln werden aber gerecht geteilt und wandern in die Taschen der Kinder, um die Zeit bis Weihnachten zu versüßen und die Erinnerung an die Lesenacht noch lange wach zu halten.

Ansprechpartner: Michael Schubert, Annette Ansorge