Papierperlen - viel mehr als nur schön
Bei der EDG in Hacheney
Text it!-Kurs besucht die EDG Entsorgung Dortmund GmbH, um an einem Workshop teilzunehmen. Dabei waren auch noch weitere interessierte Schülerinnen und Schüler aus den Jgst. 9 und 10. Wir wurden herzlich von den Leiterinnen des Projektes, die extra aus Köln angereist waren, aufgenommen und nachdem sich alle gesetzt haben, hat sich jeder erst einmal vorgestellt. Wir dachten zunächst, dass der Nachmittag einfach nur Spaß macht und wir nur ein bisschen basteln würden, jedoch kam es ganz anders. Uns wurde ein Kurzfilm gezeigt. Und darin erfuhren wir etwas über das Leben von Menschen, die auf den Philippinen direkt an der Mülldeponie leben und auch dort arbeiten. Sie haben die Möglichkeit, sich mit dem Gestalten von Perlen etwas dazu zu verdienen. Plötzlich bekamen die Papierperlen einen Hintergrund und mit Anleitung gestaltete zunächst jeder eine Fädelnadel, mit der man aus langgezogenen Papierdreiecken und etwas Kleber schön Papierperlen erstellen kann. Es gab nun noch ein paar Anregungen und schließlich versuchten sich die meisten an Schlüsselanhängern.
Super Ideen
Es kamen viele super gute Ideen von den einzelnen Schülerinnen und Schülern dazu, sodass am Ende jeder mit viel Spaß und vielen neuen Gedankenanregungen ein tolles Ergebnis in den Händen hielt. Mergims Fazit: "Meiner Meinung nach ist so ein Workshop sehr wertvoll und wichtig für die Zukunft. Wir erfahren so, wie es Menschen an anderen Orten in der Welt ergeht und lernen Dinge mehr zu schätzen."
Hier noch ein Link zu dem Film: Das Kurzportrait von Gregorio Cual (Mitglied der Kooperative UCLA)
Text: Tuana, Ilayda - Text it!-Kurs
Die Workshopleitung
Wer sind aber die Workshopleiterinnen Isabel Oestreich und Anna Kamphues? Das wollten wir wissen:
Isabel Oestreich hatte als Jugendliche ganz verschiedene Ideen, was sie werden wollte. Zuerst wollte sie sogar Landstreicherin werden, immer unterwegs sein, und später dann Künstlerin, was sie auch geworden ist. Sie fand es immer faszinierend, mit unterschiedlichen Materialien zu arbeiten und auch die Fragen, die das Leben stellt, das nachhaltige Leben und die Bezüge zu der Natur. Heute arbeitet sie mit vielen Einrichtungen zusammen, am liebsten mit Menschen und dabei ist es ihr egal, in welchem Alter oder wo sie herkommen, welcher Nation sie angehören. Im Gegenteil: Sie findet es spannend, mit all diesen Menschen gemeinsam kreativ tätig zu sein, z.B. bei Upcyclingworkshops, Kunstworkshops oder beim Bauen von Skulpturen aus Naturmaterialien.
Welche Fähigkeit muss man haben, um Künstlerin oder Künstler zu werden?
Isabel Oestreich sagt dazu: "Wer Künstler werden will - so der Tipp von Isabel Oestreich - sollte neugierig sein, braucht eine kreative Freude, ein bisschen Geschick und Flexibilität, damit man möglichst in den unterschiedlichen Bereichen tätig sein kann. "Man hat ja bei seiner Tätigkeit als Künstlerin nicht einen Beruf, sondern man muss ganz Verschiedenes machen - die meistens jedenfalls - um überleben zu können. Die wenigsten leben nur von Luft, Liebe und Kunst..."
Anna Kamphues hatte auch ganz viele Vorstellungen und Ideen. Ursprünglich wollte sie Architektin werden. Da war sie etwa 14 Jahre alt, dann war der nächste Wunsch, Archäologin zu werden. Aber sie sagt selbst, dass sie zunächst gar keine richtige Vorstellung davon hatte. Richtig konkret ist es erst geworden, als sie in der Oberstufe war. Bei der Entscheidung zwischen Kunst und Design hat sich schließlich Design durchgesetzt. Das ist ihrer Meinung nach kreativ, aber nicht ganz so frei wie die Kunst. Nach dem Designstudium hat sie freiberuflich als Produktdesignerin gearbeitet. In der Zeit hat sie auf den Philippinen gearbeitet und einen Film gedreht, der auch bei dem Workshop gezeigt wurde. Sie hat für eine Stiftung gearbeitet als Designerin mit ganz unterschiedlichen Leuten mit unterschiedlichen Berufen. "Ich habe da vor allem mit Handwerkern gearbeitet, habe sie beraten, ihre Produkte noch zu optimieren, hat sich noch neue Designs für diese Produkte überlegt oder auch, was man noch mit diesen Techniken herstellen kann, woher man die Materialien bekommen kann..." Auch wichtig war ihr, zu überlegen, wie man aus Unikaten Produkte machen kann, dass sie in höherer Stückzahl produziert werden können. Das ist für sie wichtig, denn dann können die Menschen ihre Produkte auch über das Internet vermarkten und haben mehr Chancen, mit ihren Fertigkeiten ihr Leben und das ihrer Familien zu finanzieren. Das war zu der Zeit ihre Arbeit vor Ort. Jetzt studiert sie gerade auf Lehramt und hat auch schon zwei Jahre als Vertretungslehrerin an einer Berufsschule gearbeitet und dort Gestaltungstechnik und Grafikdesign unterrichtet. Bei dem Öko-Rausch-Festival hat sie sich vor allem mit der Präsentation der Kunstwerke und Objekte beschäftigt. Ab und an führt sie auch Workshops durch, weil sie es toll findet.
Wie kommt man zum Beruf Designerin oder Designer? Das wollten wir von Anna Kamphues wissen.
Sie selbst wurde durch ihre Kunstlehrerin, bei der sie tollen Unterricht hatte und die sie sehr gemocht hat, dazu inspiriert. Kunst war auch Anna Kamphues Lieblingsfach und sie war sehr gut darin. Die Lehrerin hatte mit mehreren interessierten Schülerinnen und Schülern Zeichenkurse organisiert und hat Mut gemacht. Wer Spaß an diesen Dingen habe, sollte sich trauen, das auch beruflich zu machen. Sie hat allen ganz viele Tipps zu Kunst und Design gegeben. Sie war für Anna ein wichtiger Grund für ihre Entscheidung.
Was genau machen die beiden bei der EDG bzw. Möbelbörse in Dortmund Hacheney?
Anna Kamphues und Isabel Oestreich kennen sich von dem Öko-Rausch-Festival in Köln. Dabei geht es um Nachhaltigkeit, Kunst und Design mit Bewusstsein. Daher kennen sie sich und sie wurden dann eingeladen, hier einen Workshop durchzuführen zum Thema Nachhaltigkeit.
Umweltschutz der Zukunft und Spaß am Workshop
Was macht euch hier am meisten Spaß?
Isabel Oestreich: "Die Begeisterung zu erleben, wenn es dazu kommt, dass Kinder, Jugendliche oder Erwachsene Freude am Tun bekommen und nachvollziehen und wertschätzen können, wieviel Arbeit es sein kann, eine Papierperle zu drehen. Dass sie verstehen, was Menschen in anderen Ländern bewerkstelligen, welchen Beruf sie ausüben. Es ist schön, die Begeisterung in den Augen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu sehen."
Anna Kamphues: "Mir macht am meisten Spaß, unverhofft auf Menschen zu treffen, die man ja zuvor nie gesehen hat, und man hat trotzdem eine Gemeinsamkeit, eine Gemeinschaft für 2 bis 3 Stunden und am Ende kommt sowas Tolles dabei heraus. Das begeistert mich. Man trifft immer wieder auf neue Menschen, es gibt keine Routine."
Der Umweltschutz der Zukunft sieht für Isabel Oestreich so aus, dass jeder bei sich anfangen sollte und in seinem Alltag mit kleinen Dingen etwas verändert. Man kann im Kleinen viel bewirken und daraus kann dann Großes werden. Über dieses Thema kann man so viel sagen! Wichtig ist erst einmal das eigene Bewusstsein. Das ist auch ein Schwerpunkt bei dem Öko-Rausch-Festival, dass man über die Kunst und das Design kommt zu bewussterem Denken und Handeln auch in anderen Bereichen. Jeder muss sich fragen, was kann ich dafür tun, dass z.B. die Ressourcen noch lange für alle reichen.
Toll finden beide die Möbelbörse in Dortmund. "Es ist ein ganz fantastischer Ort mit engagierten Menschen, die etwas sehr außergewöhnliches auf die Beine gestellt haben in Kooperation mit Designern und mit Schulen. Das nehme ich als große Bereicherung mit." - so Isabel Oestreich und Anna Kamphues möchte das gerne unterstreichen. "Hier gibt es einzelne Menschen mit ganz viel Engagement - auch über ihre Arbeitszeiten hinaus. Das ist wirklich toll zu erleben. Wenn man die Welt verändern will, muss man engagiert bleiben."
Fotos: Text it!Kurs
Interview durchgeführt durch Nisa Yalcinkaya und Kira Lipphöfer - 9mk
Ansprechpartnerin: Claudia Werner