JohannsGesprächsRunde III
„Was treiben unsere Kids im Netz, wenn wir nicht hinschauen?“ – Ein Blick hinter verschlossene Kinderzimmertüren in die Welt der Online Games mit den Referenten Dimitrios Karakatsanis (Jugendamt der Stadt Dortmund/ Fachreferat Medienkompetenz) und KHK Rainer Nehm (Polizeipräsidium Dortmund/ Prävention von Computer- und Internetkriminalität)
NTV-Freitag, 02. Dezember 2016
Cyber-Grooming über "Minecraft"
Täter im Fall Paul droht lange Haft
Von Solveig Bach
Seine Liebe zu einem Onlinespiel führt einen 12-Jährigen in die Hände eines Verbrechers. Paul kann im Sommer aus einer Düsseldorfer Wohnung befreit werden, wo er mutmaßlich tagelang missbraucht wurde. Der Täter muss sich jetzt verantworten.
Vorgeschichte: Der Fall Paul hat viele Eltern und Erzieher aufgeschreckt. Daher ist es an der Zeit, mal wieder genauer hinzuschauen, was die eigenen Kinder hinter der verschlossenen Kinderzimmertür im Netz treiben. Minecraft ist nur eines unter vielen Spielen, welche Kinder und Jugendliche stundenlang aus der Welt nehmen und sie in eine virtuelle Welt volle Fantasie, aber oft auch voller Gewalt, Pornographie und Unmenschlichkeit ziehen.
Das Angebot an Online-Spielen ist mittlerweile unfassbar groß. Während die Messe gamescom 2010 bereits 250.000 Besucher nach Köln zog, sind es seit 2013 weit mehr als 340.000 Spielebegeisterte. 2015 wurde in den Messehallen ein Umsatz von 315 Millionen Euro erzielt. (Statista)
Gemeinsam mit dem Fachreferenten für Medienkompetenz des Jugendamtes Dortmund Herrn Dimitrios Karakatsanis und Kriminalhauptkommissar Rainer Nehm aus der Abteilung zur Prävention von Computer- und Internetkriminalität warfen Lehrerinnen und Lehrer der JGR wie interessierte Eltern einen Blick in diese Welt. Welche Genres sind die Favoriten unter den Jugendlichen? Worum geht es in den Spielen? Was ist ihr Ziel? Kennt das Spiel ein Ende?
Die Erwachsenen und einige Jugendlichen brachten viele Fragen mit, auf welche die Referenten kompetente und eindeutige Antworten offerierten. Die Botschaften waren klar: Grenzen setzen und seiner Erziehungsverantwortung auch gegen die Widerstände der Jugendlichen gerecht werden. Den Kontakt nicht abbrechen lassen, auch mal Interesse zeigen an dem, was das Kind am Computer spielt. Vielleicht auch selbst mal eine Runde spielen, nicht um besser zu sein, sondern um mehr Verständnis zu entwickeln. Und vor allem FSK Empfehlungen nicht ignorieren oder gar selbst ins Geschäft gehen, um seinem Kind nicht altersgerechte Spiele zu kaufen.
Die dritte Veranstaltung im Format JohannsGesprächsRunde erfreute sich eines weiter zunehmenden Interesses. Unter den Eltern scheint sich neben den interessanten Themen und engagierten Referenten die besonders entspannte Atmosphäre, die Intimität der Gespräche und der kleine Imbiss herumgesprochen zu haben.
Zur Erläuterung: Die Konzeption von JohannsGesrpächsRunde sieht vor, dass das Kollegium intensiv mit den Referenten von 16.00 bis 18.30 Uhr arbeitet und von 19.00 bis 21.00 Uhr die Eltern dazukommen.
Mehr als 30 Eltern kamen nun zusammen, um neben kurzen Impulsreferaten auch miteinander an kleinen Gesprächsinseln Erfahrungen, Sorgen und Erziehungstipps auszutauschen.
Auch mangelte es nicht an Kontroversen in diesem Kontext. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen jedoch die Befriedigung der eigenen Neugier und das Eintauchen in die Welt der Online-Games zur Fundierung des eigenen Urteils. Zahlreiche Demonstrationen sorgten für einen kurzweiligen und spannenden Nachmittag wie Abend. Mit umfangreicher Ratgeberlektüre, zahlreichen Literatur- und Internetempfehlungen ausgestattet sollten die Gäste die Veranstaltung aber nicht verlassen, bevor sie nicht auch die Welt der Serious Games kennengelernt hatten. Wie aus den intensiven Gesprächen und einigen Gesprächsfetzen am Ende zu schließen war, hatte es sich wieder einmal gelohnt.
Die nächste Veranstaltung wird Ende Mai den Zyklus für das Schuljahr 2016/2017 beenden.
Text: Michael Schubert