JohannsGesprächsRunde II

05.12.2016

JohannsGesprächsRunde II

In der Erziehung von Kindern und Jugendlichen stellen sich Eltern und Lehrkräfte gleichermaßen viele Fragen und sind von ähnlich gelagerten Problemen betroffen. Grund genug, sich an einen Tisch zu setzen, miteinander zu reden, zu beraten und gemeinsam nach Antworten zu suchen.
Den Bedarf an Austausch und externer Expertise hat die Johann-Gutenberg-Realschule zum Anlass genommen, eine innovative Form des partnerschaftlichen Dialogs zu entwickeln. In JohannsGesprächsRunde werden aktuelle Themen aufgegriffen, gesellschaftliche Konflikte und besorgniserregende Entwicklungen angesprochen und gemeinsam nach Wegen im Umgang mit solchen gesucht. Etwa in gleichen Anteilen wechseln sich Fachvorträge und Gesprächsinseln ab. Das Gehörte wird intensiv besprochen, Meinungen und Erfahrungen ausgetauscht, also gemeinsam gelernt.
Im September stellte sich die Runde die Frage, wie der Radikalisierung von Jugendlichen zu begegnen ist. Wie ist das Phänomen „Salafismus“ einzuordnen und welche Gegenmaßnahmen sind notwendig? Für Informationen und Antworten konnte Frau Öscan vom Projekt Wegweiser als Expertin gewonnen werden.
Am 24.11. folgte nun die Fortsetzung von JohannsGesprächsRunde zum Schwerpunkt Pubertät. Was tun, wenn Jugendliche drohen die Orientierung zu verlieren? Zentral ging es um das Phänomen „Komasaufen“, aber auch um die ganz alltäglichen Konflikte zwischen Erwachsenen und renitenten, unorganisierten, rebellischen Jugendlichen. Einerseits konnte die Referentin des Jugendamtes Dortmund Frau Grabowski Eltern und Lehrkräfte beruhigen, dass das Austesten von Grenzen entwicklungsbedingt normal ist. Andererseits appellierte sie, bisherige Strukturen, Regeln und Verbindlichkeiten nicht zur Disposition zu stellen.
Einen weiteren Impuls erhielten die Gespräche durch einen Exkurs in die Neurobiologie, sprich den Erkenntnissen der Gehirnforschung zu den Umbauprozessen in den Köpfen junger Menschen. Auch wenn das Gehirn pubertierender Jugendlichen einer Großbaustelle gleicht, wie einem Impulsvortrag von Herrn Schubert zu entnehmen war, so sei der Umbau des Gehirns die notwendige Voraussetzung für das Zurücklassen der Kindheit, für ein verändertes Selbstbild und eine neue Qualität der Verantwortungsübernahme für sich und andere. Mit den Begleiterscheinungen eines veränderten Schlafrhythmus, erhöhter Risikobereitschaft und Selbstüberschätzung müssen Elternhaus und Schule wohl oder übel leben. Es sei aber keine Freiheitsberaubung, wie Jugendliche es gerne sehen möchten, wenn Eltern sich an die Vorgaben des Jugendschutzes halten und beispielsweise die Ausgehzeiten klar definieren. Es liege auch in der Verantwortung starker Eltern, Jugendliche teilweise vor sich selbst zu schützen. Frau Grabowski konnte aus ihrer Arbeit auf viele Fälle verweisen, in denen auch durch Handeln verantwortungsvoller Gleichaltriger Schlimmeres verhindert werden konnte.
Die Botschaft des Abends kann zusammengefasst werden in dem Appell, Grenzen altersgerecht zu setzen, konsequent zu bleiben, bewährte Rituale aufrecht zu erhalten und einfach den Kontakt nicht abrechen zu lassen. Stabile soziale Beziehungen seien die beste Unterstützung, die Erwachsene – und das müssen nicht die eigenen Eltern sein - Pubertierenden geben können. Über den Rest kann man reden.
Eingefangene Stimmen bestätigten dem Veranstalter, dass das Format des Dialogs auf Augenhöhe als wertvoll, bereichernd und wohltuend empfunden wurde. Die intensiven, offenen und intimen Gespräche waren eine Stärkung für alle Anwesenden. Die von Schülern vorbereiteten Rohkostsnacks und die viel gelobte Kartoffelsuppe taten das Übrige dazu bei, eine angenehme Atmosphäre zu erzeugen.

Vorschau: Die meisten Eltern kündigten sogleich an, auch bei der nächsten JohannsGesprächsRunde wieder dabei zu sein. Immerhin geht es dann um die geheimnisvolle Welt der Online-Games. Mit Hilfe von Experten soll ein Blick hinter die verschlossene Kinderzimmertür geworfen werden. „Was treiben unsere Kids im Netz, wenn wir nicht hinschauen?“, lautet der vorläufige Arbeitstitel. Der genaue Termin im Frühjahr wird in Kürze bekannt gegeben.

Ansprechpartner und Text: Herr Schubert