Heimat - die Ausstellung in der JGR
Eine Ausstellung, die noch wachsen wird!
"Heimat(en) – Suchen, Finden und Verlieren"
Die Schülerinnen und Schüler des Geschichtskurses der Johann-Gutenberg-Realschule haben eine Ausstellung zu dem Thema „Heimat(en)“ erstellt. Die Ausstellung wurde am 13. Juni feierlich eröffnet. Den musikalischen Rahmen bildeten der Schulchor und die Schulband.
Die Schüler Anouk, Lena und Noah, Klasse 10, hielten die Eingangsrede und schilderten anschaulich und sehr lebendig, wie sich die Schülerinnen und Schüler des Kurses dem Thema genähert hatten:
„Zu Anfang haben wir uns in unserem Kurs überlegt, was für uns Heimat bedeutet. Schnell wurde uns klar, dass es nicht nur eine Heimat gibt. Wir verbinden Heimat nicht nur mit Orten, sondern auch mit Personen, die uns nahestehen. Schüler, die zwei oder mehrere Heimaten haben, sprachen von einem Sehnsuchtsort und zwar immer nach der Heimat, in der sie gerade nicht sind oder in die sie gehen möchten, um Stress oder Kummer zu entfliehen. Eine Schülerin mit türkischem Hintergrund sagte, dass sie in Deutschland oft als Türkin bezeichnet wird und in der Türkei als Deutsche. Deshalb wissen viele nicht, wo sie genau hingehören. Es gibt aber auch Schüler, die sich nie mit dem Thema beschäftigt haben, weil ihre Eltern und sie in Dortmund geboren wurden und sie immer hier gewohnt haben. Für sie ist Heimat selbstverständlich.“
Schon immer mussten Menschen fliehen oder auswandern. Gemeinsam wurden Schwerpunkte für einen historischen Längsschnitt gesetzt: Deutsche wanderten zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Amerika aus, Polen wurden zum Ende des 19. Jahrhunderts als Arbeiter in den Bergwerken und Zechen im Ruhrgebiet angeworben.
Zur Zeit des Nationalsozialismus mussten viele jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger um ihr Leben zu retten ihre Heimat Deutschland verlassen oder sich verstecken.
Menschen flohen aus der DDR, weil sie sich nach Freiheit und einem besseren Lebensstandard sehnten.
In den Wirtschaftswunderzeiten kamen Gastarbeiter aus Italien, Griechenland und der Türkei nach Deutschland. Hier wurden sie als Arbeitskräfte dringend gebraucht.
In den letzten Jahren flüchteten viel Menschen aus den Kriegsgebieten nach Deutschland.
Um noch mehr Bezug zu dem Thema zu bekommen und sich in die Lage der Menschen zu versetzen, die ihr Land verlassen mussten, recherchierten die Schülerinnen und Schüler nach persönlichen Schicksalen zu jedem historischen Thema, sie interviewten Menschen, die aus der DDR geflohen sind, Eltern und Großeltern, die als Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter zu uns gekommen sind, sie befragten Schülerinnen und Schüler, die aus Afghanistan und Syrien fliehen mussten.
Die Recherche und das Verfassen der Texte dauerte ein halbes Jahr und war bisweilen sehr mühsam. Aber nun begann die spannende Frage, wie die Ergebnisse in einer Ausstellung präsentiert werden sollen. Der Kunst "Setz dich in Szene!" zeichnete große Bilder mit einem selbst erstellten Rahmen, zum Beispiel ein großes Schiff, auf dem die Deutschen nach Amerika auswanderten oder einen Zug, mit dem die Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Die Schülerinnen und Schüler sammelten Fotos, alte Koffer, deckten einen Tisch, denn viele Mitschülerinnen und Mitschüler verbanden Heimat mit bestimmten Gerichten und Düften, also sammelten sie ihre Lieblingsrezepte.
Sie suchten in dem weiträumigen Keller in der Schule und wurden fündig: Alte Schreibtische und eine alte Schreibmaschine, mit diesen Gegenständen wurde ein Büro in der DDR nachgestellt mit einem Bild von Honecker und einer DDR-Flagge.
Anne Frank musste sich mit ihrer Familie vor Verfolgung und Deportation verstecken. Ein Regal versteckte den Eingang zu der Hinterhauswohnung. Das hat der Geschichtskurs nachgebaut. Der Besucher findet hinter dem Regal eine ausführliche Biografie von Anne Frank mit vielen Zitaten.
So entstand nach und nach eine sehr informative und detaillierte Ausstellung, in der es für den Besucher viel zu entdecken gibt.
Für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für Projektleiterinnen war es eine sehr intensive Zeit mit sehr vielen beeindruckenden Momenten.
Lena fasst ihre Eindrücke so zusammen: „Wir haben viel gelesen und gehört, was uns teilweise sehr nahe ging und uns schockierte. Menschen mussten sehr viel Risiko auf sich nehmen, nur mit der Hoffnung, lebend anzukommen und glücklich leben zu können. Sie kamen voller Dankbarkeit und Hoffnung an. Dann erlebten sie in dem neuen Land Ablehnung, Vorurteile oder sogar Hass, aber auch Unterstützung und Hilfe.
Uns ist noch bewusster geworden, dass wir keinen ausgrenzen dürfen, egal wo der Mensch herkommt, an welche Religion er glaubt oder welche Hautfarbe er hat. Uns ist bewusster geworden, dass wir in Europa viele Freiheiten haben und unsere Meinung frei vertreten können - ohne Angst vor Unterdrückung."
Die Ausstellung soll nun bis zum Herbst stehen bleiben und kann auch beliebig erweitert werden. Längst sind noch nicht alle Facetten des Themas „Heimat(en)“ erfasst. Hier gibt es noch viele fächerübergreifende Ansätze.
Kristina Rajic-Pfetzing und Barbara Posthoff (Projektleiterinnen)