Fußball mit anderen Augen sehen

15.03.2016

Für den Schulticker der RuhrNachrichten unterwegs:

Fußball mit anderen Augen sehen - „Liga Terezin“ oder ein Film über einen Film

Ein Bild oder ein Film beeinflusst uns in Sekunden. Wir werden hineinversetzt in eine andere Zeit, an einen anderen Ort. Sehr schnell – so scheint es – finden wir uns zurecht.
Im Deutschen Fußballmuseum sehen wir bei der Veranstaltungsreihe „Anstoss“ den Dokumentarfilm "Liga Terezin" der Israelis Oded Breda und Mike Schwartz.
Der Termin ist bewusst gewählt, der Film wird zum Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gezeigt. Es geht um Aufnahmen im Konzentrationslager Theresienstadt – Aufnahmen von einer Fußballliga, von fußballbegeisterten Menschen, die mitten im Konzentrationslager Fußball spielen, jubeln, anfeuern.
Wir sind verunsichert. War das Leben im Konzentrationslager doch nicht so schlimm? Wie kann man denn bei solch einem Elend als Inhaftierter Fußball spielen?
Doch dann der Schock. Fast alle diese Menschen, die wir gerade noch gesehen haben, starben wenige Wochen später in Auschwitz, wurden vergast, hingerichtet, ermordet – ihre Asche wurde im Fluss versenkt. Wir erfahren, dass die Filmaufnahmen von den Nationalsozialisten für einen Propagandafilm gemacht worden waren, eine ganze Filmcrew war vor Ort gewesen und hatte „fröhliche“ Inhaftierte des Konzentrationslagers beim Fußballspielen gefilmt. Der Propagandafilm hat damals seine Ziele erreicht. Und wenn wir ehrlich sind, hat er uns in Sekundenschnelle verunsichert. Wir müssen wachsamer sein.
Doch dieser Film hat noch etwas ganz Anderes erreicht. Der Israeli Oded Breda hat in dem Propagandafilm der Nationalsozialisten seinen Onkel Pavel entdeckt. Daraus entstand der Dokumentarfilm „Liga Terezin“. In diesem Dokumentarfilm geht er der Vergangenheit seiner Familie – aber auch der Fußballliga in Theresienstadt nach. Lang gehütete Geheimnisse von Familien werden gelüftet, das Schweigen von Großvätern und Vätern sowie Großmüttern und Müttern gebrochen. Er entdeckt eine Spur zu seiner Familie. Oded Breda und der israelische Filmemacher Mike Schwartz begeben sich auf die Suche nach weiteren Spuren. Gemeinsam treffen sie Überlebende des Propagandafilms. Sie berichten voller Emotionen. Oded Breda kehrt an den Ort des Fußballspiels in Theresienstadt zurück. Er spielt Fußball - wie damals sein Onkel – und fühlt sich ihm in diesem Moment nah. Im Saal im Deutschen Fußball Museum wird es ganz still.

Wir haben verstanden, dass der Fußball für die Inhaftierten ein Zeichen des Lebens, des Überlebenwollens, war. Und wir haben begriffen: Manipulation begegnet uns überall und auch heute ist Fremdenhass verborgen oder offen erkennbar – auch im Fußball.
Und deshalb ist es gut, dass das Deutsche Fußball Museum diesen Film gezeigt hat und sich in der Dauerausstellung auch mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzt.
Schulklassen können sogar einen Besuch zu diesem Thema buchen.

Weitere Informationen unter: www.fussballmuseum.de
Infos zum Themenbesuch im Fußballmuseum 
www.ligaterezin.com

Joana Konopka, Tania Puvanesarajah, Emre Elijazici – Klasse 10d
Fotogestaltung - Edis Muratovic/ Medienchecker Jgst. 10

Ansprechpartnerinnen: Frau Werner, Frau Posthoff