Berlin, Berlin! Wir fahren nach Berlin...

11.06.2016

Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin

Eine Woche, nachdem die Dortmunder Fußballer Berliner Luft geschnappt hatten, zog es auch den 10er-Sowi-Kurs in die Bundeshauptstadt. Nach dem Besuch des Infomobils Deutscher Bundestag in Hörde Anfang April stand der Entschluss schnell fest, dass ein Sowi-Kurs bis zum Ende der Schulzeit zwingend in Berlin gewesen sein muss. Vom 27. bis 31. Mai sollte ein Berlin Seminar die Vorbereitung im Unterricht krönen.

Kurzfristig konnte ein Quartier gefunden werden, welches sich als wahre Perle herausstellte. Denn auf der von Multimillionären bewohnten Insel Schwanenwerde mitten im Wannsee liegt das Gästehaus Schwanenwerden im Besitz der Stadt Berlin und bietet den Kindern der Großstadt einen herrlichen Ort der Naherholung an. 

Ausgestattet mit eigenem Bootsanleger und einem kleinen Sandstrand lädt das weitläufige Areal zum Verweilen ein. Leider standen nur noch Finn-Hütten zur Verfügung, deren Bettenmaße wohl eher für Grundschüler geeignet sind. Kreativ wurden die Pritschen einfach zu einer Liegewiese zusammengeschoben und sich mit der Schlichtheit arrangiert. Der Gang zum Duschen ins Haupthaus und die fehlenden Spiegel konnten durch die schöne Umgebung nicht ganz ausgeglichen werden. Das Angebot des Hauses zu Grillen oder mit dem Tretboot rauszufahren nahmen die Jugendlichen aber gerne an. Der einzige, wirkliche Wermutstropfen war der zwei Kilometer Fußmarsch von der S-Bahn-Station Nikolassee entlang des Wannseeufers. Diesen Weg möchte man am Tag nur einmal machen. Dank der Schritt-App wurde die Gesamtleistung von 92 Kilometern zu Fuß ermittelt. Blasenpflaster waren in diesen Tagen sehr gefragt. Mit der S-Bahn waren es aber nur zwanzig Minuten ins Zentrum der pulsierenden Metropole.

Zum Pflichtprogramm gehörten natürlich ein Streifzug über den Kudamm, ein Abstecher ins KaDeWe und die Besichtigung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Dank des Abgeordnetenbüros von Sabine Poschmann konnte noch ein Besuch im Deutschen Bundestag realisiert werden. Das Mauermuseum an der Bernauer Straße zeigte eindrucksvoll die Ausmaße der Grenzschutzanlagen zur Zeit des Kalten Krieges. Im Palast der Tränen konnte der Schmerz der Trennung nachempfunden werden, wie die Ängste der Menschen bei Luftangriffen in der Bunkeranlage Gesundbrunnen, zu dem einem der Verein Berliner Unterwelten Zugang verschafft. Ins Jüdische Museum konnte sich die Gruppe vor dem niedergehenden Gewitter retten, um dort mehr zu erfahren über die Geschichte des Judentums in Europa. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses lagen allerdings die Menschen. Von schrägen Vögeln, komischen Gestalten, kuriosen Unikaten bis hin zu virtuosen Bettlern erlebten die Sozialwissenschaftler einen Schmelztiegel der Kulturen. Von Bettlern und Taschendieben angetanzt, von Sportcoupés der Luxusklasse fast angefahren waren die gesellschaftlichen Widersprüche zwischen Arm und Reich spürbar, sichtbar und manchmal auch riechbar. 

Am Ende bleiben neben den vielen Bildern die kleinen Anekdoten am Rande von vergessenen Fahrscheinen, verpassten Ausstiegen, erschreckten Kindern, gerührten Flaschensammlern, verschlafenen Vorträgen, zelebrierten Currywürsten und sonnigen Stunden am Wannsee in Erinnerung.

Weitere Geschichten gibt es in Kürze hier auf der Schulhomepage nachzulesen.

M.S.