9sw-Sowi-Kurs im Landtag

18.03.2017

9SW-Kurs zu Besuch im Landtag

Dass Debatten im Landtag nicht langweilig sein müssen, konnten am 16.03. die 15 Schülerinnen und Schüler des Kurses Sozialwissenschaften bei einem Besuch des Landesparlamentes erleben. Hitzig wurde die Casa Wendt diskutiert, von der die Jugendlichen bislang nur fragmentarisch etwas in der Presse wahrgenommen hatten. Zwischenrufe, Nachfragen, Applaus aus der Fraktion des Redners, der je nach Stärke überwältigend oder kläglich ausfiel, mäßigende Worte der Landtagspräsidentin Carina Gödecke an die Unruhestifter und so weiter. Es gab eine Menge zu beobachten. Wer verlässt den Plenarsaal? Wer schleicht sich in seine Bank? Mit wem telefoniert wohl der Fraktionsvorsitzende? Sagte nicht der Herr vom Besucherdienst bei seiner Einführung, dass Tablets verboten wären? Wie oft wechseln sich die Stenographen ab? Und vieles mehr. Solange man auf der Besuchertribüne weilt, sollte man die Fragen besser im Geiste behalten und den Mund halten. Die Strafandrohung von 5000,-€ für jede Form von Störung verfehlte ihre Wirkung nicht und selbst die im Unterricht eher redefreudigen und verhaltensoriginellen Teens verharrten still auf ihren Sitzen.

Zurück zur Casa Wendt. Wem diese nun auch nur wenig sagt, sei kurz erläutert, dass es die Affäre rund um den Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt ist, welcher jahrelang auf der Besoldungsliste des Landes stand, obwohl er als Funktionär ganz im Dienste der Gewerkschaft tätig war. Auf Antrag der CDU sollte Innenminister Ralf Jäger hierzu Stellung nehmen. Selbstverständlich gaben auch Vertreter der weiteren im Landtag vertretenen Parteien ihren Senf dazu. Zuletzt betrat Torsten Sommer, der parlamentarische Geschäftsführer der Piraten-Partei das Rednerpult. Warum das wichtig ist, wird sich gleich aufklären. Das Ende seines Beitrages bekamen die Schülerinnen und Schüler allerdings nicht mehr mit, denn nach einer Stunde endete die Zeit für eine Einsichtnahme in die Debatte. Angesicht der vielen Besuchergruppen, die an diesem Tag den Landtag besuchten, war die Begrenzung verständlich. Gerne hätten sich zumindest die begleitenden Lehrkräften Frau Ghanmi und Herr Schubert die nachfolgende Debatte zum Lehrermangel noch angehört. Die Schülerinnen und Schüler haben aber auch erfahren, dass die Sitzungen des Landtages entweder über einen Livestream direkt verfolgt werden können –wie es auch die abwesenden Abgeordneten in ihren Büros machen, die in Sitzungswochen Präsenzpflicht haben. Wer dieses verpasst, kann das Internet bemühen und wird auf den Seiten des Landtages neben den Mitschnitten der Reden alle Protokolle seit 1946 im Archiv finden.

Den Tagesordnungspunkt, zu dem eine Besuchergruppe durch eine Schleuse auf die Tribüne des Landtages gelotst wird, kann man sich leider nicht aussuchen. Und nach 60 Minuten ist Schluss. Das Programm des Besucherdienstes sieht dann eine Diskussion mit einer Abgeordneten, einem Abgeordneten vor, auf dessen offizielle Einladung der Besuch erfolgt ist. Das war bei uns Herr Sommer. Auf ihn mussten wir allerdings lange warten, da er verständlicherweise nach seinem Wortbeitrag nicht direkt das Plenum verlassen konnte, sondern die abschließende Gegenrede des Innenministers abwarten musste. 15 Minuten reichten dann auch nur für ein paar der zuvor gesammelten Fragen zu seinen persönlichen Motiven sich politisch zu engagieren, zum Alltag im Parlament und natürlich auch zum Einkommen eines Abgeordneten. Herr Sommer, der sich gerne mehr Zeit für die aufgeschlossene Gruppe genommen hätte, versprach sich den Fragen nochmals bei einem Ortstermin in der Schule zu stellen. Auf die Anmerkung, dass sich möglicherweise nach der Landtagswahl eine veränderte zeitliche Verfügbarkeit ergibt, reagierte er mit einem Schmunzeln.

Ob seine Botschaft, dass eine lebendige Demokratie das Engagement jedes Einzelnen braucht, einen nachhaltigen Eindruck bei den Lernenden hinterlassen hat, wird die Nachbereitung im Unterricht zeigen. Die muss jedoch bis nach dem Praktikum warten – weshalb an dieser Stelle auch kein Schülerbericht steht. In einem solchen würden die Lehrkräfte gerne von der eindrucksvollen Geschäftigkeit im Plenarsaal lesen, gerne auch vom Wiedererkennen der Sitzordnung im Parlament, der Anordnung der Fraktionen, von den erkannten Ministerinnen und Ministern auf der Regierungsbank und vom Heraushören rhetorischer Raffinessen im Umgang mit dem politischen Gegner. 

Eventuell würden der gemütliche Spaziergang entlang der Rheinpromenade bei herrlichem Sonnenschein, der Abstecher in die Düsseldorfer Altstadt, D. der Joghurtvernichter, F. der Alleswisser, Ch. die Selfiejägerin und N. der Mediator oder eher Ringrichter zwischen T. und A. Erwähnung finden.

Das Fazit aus Lehrersicht lautet: eine tolle, interessante und informative Exkursion mit einer super pünktlichen, disziplinierten, lustigen, quirligen, charmanten und neugierigen Gruppe. Der Landtag als außerschulischer Lernort ist eine Reise wert.

Michael Schubert